Anlässlich des 300 Jahr-Jubiläums der Freimaurer brachte der „Kurier“ am 21. Juni 2017 ein doppelseitiges Interview mit dem österreichischen Großmeister Georg Semler. Auf die Frage, was die Freimaurerei seit 1717 bewegt habe, sagt Semler unter anderem: „… die Paneuropabewegung ist zutiefst freimaurerisch.“
In einem Brief (siehe weiter unten) an Kurier-Chefredakteur Dr. Helmut Brandstätter widerspricht die Paneuropabewegung mit aller Klarheit dieser Vereinnahmung durch die Freimaurerei.
Tatsächlich ist der Gründer der Paneuropa-Union, Richard Coudenhove-Kalergi, in jungen Jahren einer Freimaurer-Loge beigetreten. Überzeugt von seiner Paneuropa-Idee, hat er Kontakt zu einer Reihe einflussreicher Organisationen gesucht, um so dem Paneuropa-Konzept zum Durchbruch verhelfen zu können. Nach kurzer Zeit hat er sich aus der Loge wieder zurückgezogen. In seiner Autobiografie „Ein Leben für Europa“ beschreibt er den Kontakt:
„Eine Zeitlang dachte ich daran, den Freimaurer-Orden für die Paneuropa- Idee zu gewinnen. Durch ihn hätte ich mit einem Schlag eine mächtige und reiche internationale Organisation für unsere Idee mobilisieren können. Bald aber musste ich, nach Besprechungen mit führenden Freimaurern in Europa und Amerika, einsehen, dass die Freimaurer der Paneuropa-Idee zwar viel Sympathie entgegenbrachten, sie jedoch genauso wie alle führenden und verantwortlichen Persönlichkeiten für eine Utopie hielten. Dies bestimmte mich, in aller Freundschaft meine Beziehungen zum Freimaurer-Orden schon 1926 abzubrechen, da dessen bloß platonisches Interesse für Paneuropa die Bewegung mehr belastet als gefördert hätte.“
Dr. Otto von Habsburg meinte in einem Gespräch mit Rainhard Kloucek (Generalsekretär der Paneuropabewegung Österreich) und Stephan Baier (früherer parlamentarischer Mitarbeiter und Pressesprecher von Otto von Habsburg, gemeinsam mit Eva Demmerle Autor der authorisierten Otto von Habsburg Biografie) im Oktober 2008 wörtlich: „Seine Beziehungen zur Freimaurerei hat mir Coudenhove mehr als einmal expliziert: Er hat in der Freimaurerei wie bei anderen Organisationen gesehen, das könne etwas für Europa tun. Bei der Freimaurerei ist er sehr bald zur Erkenntnis gekommen: Sie kann es nicht, weil sie es nicht will, sondern eigene Ziele verfolgt. Daraufhin ist er ausgetreten, was ihm von den Freimaurern sehr übel genommen wurde. So waren bereits am Anfang meiner Kontakte zu ihm seine Kontakte zu den Freimaurern ziemlich auf Null gefallen.“
Der Wortlaut des Briefes an Kurier-Chefredakteur Brandstätter:
Kurier
Chefredakteur und Herausgeber
Dr. Helmut Brandstätter
Per email
Wien, 22. Juni 2017
Ad „Kurier“, Mittwoch, 21. Juni 2017, Seite 20 und 21, Interview Georg Semler zur Freimaurerei.
Sehr geehrter Herr Chefredakteur!
Im Interview anlässlich des Freimaurerjubiläums sagt Großmeister Georg Semler, „die Paneuropabewegung ist zutiefst freimaurerisch.“ Eine Aussage, der entschieden zu widersprechen ist, und der bereits von Paneuropa-Gründer Richard Coudenhove-Kalergi in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts widersprochen wurde. Es wird die Behauptung durch Wiederholung fast 100 Jahre später nicht wahrer. Coudenhove-Kalergi wurde zwar als junger Mann Mitglied einer Loge, ist aber bald wieder ausgetreten. Dies ist in seiner Autobiografie und durch andere Fakten dokumentiert.
Wir bitten um eine Richtigstellung und Abdruck als Leserbrief.
Herzliche Grüße, Rainhard Kloucek, Generalsekretär