Die wichtigsten Vertreter

Richard Coudenhove-Kalergi
Dr. Otto von Habsburg

Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, Philosoph, politischer Schriftsteller, „Prophet Europas“, Gründer der Paneuropa-Union. Geboren am 17. November 1894 in Tokio/Japan, gestorben am 27. Juli 1972 in Schruns/Österreich, begraben in Gstaad/Schweiz; zweiter Sohn von Heinrich und Mitsuko Coudenhove-Kalergi. 1896 Übersiedlung nach Ronsperg (Pobezovice) in Böhmen (heute Tschechische Republik). 1913 Matura am Wiener Theresianum, 1917 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Wien. 1914 heiratet er die Burgschauspielerin Ida Roland. Mit seinem im November 1922 publizierten Artikel „Paneuropa. Ein Vorschlag“ setzt er die entscheidende Initiative zur Gründung der Paneuropa-Union, mit dem Ziel einer politischen und wirtschaftlichen Einigung Europas. 1938 Flucht aus Österreich vor den einmarschierenden deutschen Truppen in die Schweiz. Von 1940 bis 1946 lebt er im Exil in New York/USA, wo er an der Universität europäische Geschichte lehrt. 1946 Rückkehr nach Europa, 1947 Gründung der Europäischen Parlamentarier-Union. Neugründung der Paneuropa-Union, die er bis zu seinem Tod als Präsident führte. 1950 erhielt der den Karlspreis der Staat Aachen.

RCK PortraitVerfasser der Werke: Paneuropa (1923), Das paneuropäische Manifest (1924), Stalin & Co. (1931), Europa erwacht (1934), Totaler Staat – Totaler Mensch (1937), Die Europäische Nation (1953), Weltmacht Europa (1971), u.v.a

Der Prophet Europas. Dr. Otto von Habsburg über Richard Coudenhove-Kalergi.

Richard Coudenhove-Kalergi war in vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche Gestalt: Geboren im fernen Tokio, stellte er sein Leben ganz in den Dienst der Einigung Europas. Vom Charakter eher einer kontemplativen Lebensweise zuneigend, war sein Lebensweg voll rastloser Aktivität für Paneuropa. Äußerlich wie in seinem Denken von seiner doppelten Herkunft geprägt – mütterlicherseits aus Japan, väterlicherseits aus vielen Ländern Europas – war ihm jeder Nationalismus fremd. So wurde er zum Visionèr eines freien, friedlichen und vereinten Europa.

Fünf Jahrzehnte stand er an der Spitze der von ihm ins Leben gerufenen Paneuropa-Bewegung: als ihr Motor und als ihr Gesicht, als ihr Ideengeber und als ihr Visionär. Dabei war er stets nicht nur bereit, hinter dem großen politischen Ziel persönlich zurückzutreten, sondern auch, andere Persönlichkeiten auf der Bühne der Zeitgeschichte im Vordergrund stehen zu lassen. Als gegen Ende seines Lebens einer seiner Freunde anmerkte, es sei doch ungerecht, daß der Vater der europäischen Einigung den Friedensnobelpreis noch nicht erhalten habe, antwortete Coudenhove-Kalergi: „Mir ist es lieber, den Preis verdient, aber nicht erhalten, als ihn erhalten, aber nicht verdient zu haben.“

Weil es ihm wirklich um die Einigung Europas, nicht aber um die eigene Glorie ging, wollte er zunächst Masaryk, später Briand, wieder später Churchill, Schuman oder De Gaulle die Ehre lassen, der Einiger Europas zu werden. Doch immer wenn er den Eindruck hatte, die anderen würden auf halbem Wege stehen bleiben, wurde er erneut zum Wegweiser, setzte er sich erneut an die Spitze der europäischen Avantgarde.

RCK ZeitungEuropa schien ihm eine Einheit zu sein: das Land seines Vaters. Doch im Völkerringen des Ersten Weltkrieges ging nicht nur sein Vaterland Österreich-Ungarn unter, sondern auch die Weltstellung ganz Europas. Der Nationalismus zerstörte den Mikrokosmos jener übernationalen Ordnung, die Coudenhove-Kalergis Vater Heinrich auf dem böhmischen Schloß Ronsperg errichtet hatte, wie auch den Makrokosmos der übernationalen Ordnung Österreich-Ungarn. Ein in Nationalismen zersplittertes und durch Feindschaften zerrissenes Europa konnte nicht lebens- und zukunftsfähig sein. Davon war Richard Coudenhove-Kalergi zutiefst überzeugt. Als Kenner der Geschichte spürte er am Ende des Ersten Weltkriegs, daß Europa seine Weltstellung verspielt hatte. Amerika und ein aus Europa herausgebrochenes Sowjetrußland hatten die Bühne der Weltpolitik betreten. Die Europäer mußten dringend eine neue Form ihres Zusammenlebens finden, um den Frieden zu retten und ihre Freiheit zu bewahren.

Bald nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sah der junge Philosoph klar, daß der europäische Kontinent einer noch größeren, noch schrecklicheren Katastrophe entgegen treiben würde, wenn die Staaten Europas den nationalistischen Irrweg weiter gehen würden. Als er erkannte, daß die führenden Staatsmänner der Nachkriegszeit nicht bereit waren, das Ruder herumzureißen, entschloß er sich zu einer privaten Initiative: Wie ein kleiner Schneeball eine Lawine auslösen kann, so sollte sein schmales Buch „Pan-Europa“ eine Massenbewegung auslÜsen – zur Rettung Europas und zur Verhinderung eines zweiten Weltkriegs. In seinem Vorwort zu diesem Buch schrieb er 1923: „Dieses Buch ist bestimmt, eine große politische Bewegung zu wecken, die in allen Völkern Europas schlummert.“

Richard Coudenhove-Kalergi begnügte sich nicht damit, seine Erkenntnisse einzelnen Staatsmännern und, über seine Bücher, einer breiteren Öffentlichkeit mitzuteilen. Er sah es als moralische Pflicht an, der Erkenntnis auch Taten folgen zu lassen. Weil er den drohenden Zukunftskrieg 1922 erahnte, konnte er nicht anders, als sich mit aller Kraft der nahenden Katastrophe entgegen zu stemmen. Im Gegensatz zu manch anderem Denker seiner Zeit war Coudenhove-Kalergi kein Untergangsprophet, sondern ein Visionär des europèischen Aufbruchs.

RCK Ida Roland

Richard Coudenhove-Kalergi mit seiner ersten Frau, der berühmten Schauspielerin Ida Roland.

Manche Akademiker und politische Randgestalten haben später versucht, ihn der Naivität zu beschuldigen. Aber waren nicht eher jene naiv, die nicht sahen, dass die Zersplitterung Europas in Kleinstaaten und die nationalistischen Verwirrungen geradewegs in einen Krieg führen würden, aus dem alle Europäer nur als Verlierer hervorgehen konnten? Wieviel Leid wäre den Europäern erspart geblieben, wenn mehr Staatsmänner auf den Privatmann Coudenhove-Kalergi gehört hätten, wenn eine größere Zahl von Intellektuellen und größere Massen seinen Appellen gefolgt wären.

Wenn Coudenhove-Kalergi dem nationalistischen Ungeist der zwanziger und dreißiger Jahre mutig entgegentrat, dann nicht aus Naivität, sondern aus hellsichtigem Realismus und persönlichem Heroismus. Dieser Heroismus ist durch und durch realistisch, denn die Weltgeschichte wird nicht von einem anonymen Zeitgeist gemacht. Es sind Menschen, die den Geist ihrer Zeit prägen, und also sind es auch Menschen, die ihm widersprechen und ihn ändern können.

Oft in seinem Leben spürte der Gründer der Paneuropa-Bewegung, daß der so genannte Zeitgeist seinen Idealen widerstand. Aber er war kein Opportunist, der sich von den Wogen des jeweils Modernen hätte tragen lassen. Er hatte feste Grundsätze, an denen er auch gegen jeden Trend festhielt. Deshalb konnte er mit der gleichen Konsequenz und Glaubwürdigkeit dem Nationalsozialismus wie dem Kommunismus Widerstand leisten. Und zugleich war Richard Coudenhove-Kalergi bei aller Grundsatzfestigkeit durchaus beweglich in den pragmatischen Fragen. Sein paneuropäisches Wirken umfaßt ein halbes Jahrhundert. In seinen Taten wie in seinen Veröffentlichungen zeigt es, daß Coudenhove-Kalergi zwar das Ziel nie aus den Augen verlor, aber den zu beschreitenden Weg und die Geschwindigkeit durchaus zu variieren wußte.

RCK und Vittorio

Rechts neben Richard Coudenhove-Kalergi der langjährige Generalsekretär der Paneuropa-Union Vittorio Pons.

Als er sah, daß eine Einigung Europas mit Großbritannien unmöglich sein würde, erfand er die Formel „Wenn möglich mit England, wenn nötig ohne England“. Als die Sowjetunion die Hälfte Europas beherrschte und ihre Macht bis nach Ronsperg, der Heimat des Paneuropa-Gründers, ausgedehnt hatte, da begann er mit der Einigung im Westen – ohne das große Ziel je aus den Augen zu verlieren. Als er Anfang der zwanziger Jahre erkannte, daß die Regierungen die Initiative nicht ergreifen würden, wandte er sich an die Völker Europas. Nach dem Zweiten Weltkrieg sammelte er die pro-europäischen Abgeordneten der frei gewählten Parlamente Europas. Und als deren Initiative an ein Ende gekommen war, appellierte er an die führenden Staatsmänner des Kontinents.

Immer wieder wurde Coudenhove-Kalergi als Utopist verlacht. Doch seine Vision war keine Utopie. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich Staatsmènner wie Winston Churchill, Charles de Gaulle, Konrad Adenauer, Alcide de Gasperi oder Robert Schuman von Coudenhove-Kalergi beraten und von seinen Ideen inspirieren. Die Früchte dieser Zeit haben Europa eine neue Blüte gebracht: die Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland, den Europarat, schließlich auch die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft aus der die Europäische Gemeinschaft und später die Europäische Union erwuchs. Wie Coudenhove-Kalergi es bereits in den zwanziger Jahren vorhergesagt hatte, wurde die Europa-Idee eine erfolgreiche Friedensidee. Kriege oder auch nur gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind völlig undenkbar geworden. Viele halten das für selbstverständlich. Wer aber die Geschichte Europas, insbesondere im zwanzigsten Jahrhundert, kennt, weiß, daß der Friede niemals eine Selbstverstèndlichkeit ist.

Viele Zeitgenossen kämpfen geistig die Schlachten von gestern, statt sich mit den kommenden Herausforderungen zu befassen. Der Gründer der Paneuropa-Bewegung verschwendete keine Zeit darauf, die vergangenen Kämpfe aufzuarbeiten, sondern wandte sich den drohenden Gefahren zu. So kam es, daß er zu unterschiedlichen Zeiten aus unterschiedlichen Richtungen angefeindet wurde. In den ersten Jahren der Bewegung wandten sich manche von ihm ab, weil er sich kompromisslos gegen den Nationalsozialismus stellte, andere, weil er eindringlich vor Stalin und einer sowjetischen Expansion warnte. In seinen späten Jahren war es nicht viel anders. Als dieser große Europäer starb, würdigte ich ihn im Sommer 1972 in einem Nachruf, der in vielen Zeitungen publiziert wurde.

Damals schrieb ich, die letzten Kämpfe Coudenhove-Kalergis würdigend: „Früher hatte man ihn angegriffen, weil er die Ostpolitik General de Gaulles unterstützte. Nun warf man ihm vor, ein `kalter Krieger` geworden zu sein, weil er sich mit aller Kraft gegen eine Verhandlung aussprach, in der eine einzige Supermacht, Rußland, einer Unzahl uneiniger kleiner Staaten gegenüberstehen würde. Diese Kritik, einmal von rechts, einmal von links, konnte Coudenhove nicht von seinem Wege abbringen. Wie wenige andere Menschen, war er von der Umwelt innerlich unabhängig. Der tiefere Grund dafür dürfte darin gelegen sein, daß er vom Leben nichts erwartete, daß er einen hohen Sinn für Pflichterfüllung besaß und immer bereit war, die Pflicht um ihrer selbst willen zu erfüllen. Aus dem gleichen Gefühl stammte auch sein mangelndes Verhältnis zur Macht. Coudenhove war kein Politiker im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Er war nicht darauf aus, Applaus zu ernten oder einen Posten zu erlangen. Gewiß freuten ihn Zustimmung und Ehrungen. Aber das war nicht das letzte Motiv seiner Handlungen. Bei ihm galt vor allem der Dienst an der Idee. Dieser Idee ist er unter schwersten Umständen treu geblieben.“

Die von Richard Coudenhove-Kalerg entwickelte und zu ersten Erfolgen geführte Idee der politischen Einigung Europas war die erfolgreichste Idee des vergangenen Jahrhunderts: Sie hat eine Zone des Friedens, der Freiheit, der Rechtsstaatlichkeit, des relativen Wohlstands und der Sicherheit geschaffen. Der Gründer der Paneuropa-Bewegung hat mich in seiner prophetischen Erscheinung in mancher Hinsicht an Moses erinnert: Dem Ziel unbeirrbar ergeben, führte er sein Volk bis an die Grenzen des verheißenen Landes. Ihm selbst war nur ein Blick ins gelobte Land gegeben. Die letzte Wegstrecke mußten andere gehen. So konnte auch Richard Coudenhove-Kalergi, der am 27. Juli 1972 starb, nur ahnen, daß sein Lebenswerk reiche Frucht tragen werde.RCK Liegestuhl

Das gewaltige literarische Werk Richard Coudenhove-Kalergis umfaßt interessante philosophische Abhandlungen und zahllose politische Schriften. Letztere kreisen um seine Gedanken zur Einigung Europas. Seine Selbstlosigkeit, seine Grundsatztreue und sein stets von jugendlicher Leidenschaft geprägter Einsatz für das große Ziel sollen der Paneuropa-Bewegung auch künftig ein Vorbild sein.

Lesen Sie hier mehr über Richards Coudenhove-Kalergi und seine Vorstellungen zu einem vereinten Europa.

Dr. Otto von Habsburg:

Erzherzog Otto wurde in Reichenau (Niederösterreich) am 20. November 1912 als ältester Sohn von Erzherzog Carl von Österreich (dem späteren Kaiser Karl I. von Österreich, König von Ungarn, Böhmen, Kroatien, usw.) und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma (der späteren Kaiserin und Königin) geboren. Er verstarb in den frühen Morgenstunden des 4. Juli 2011 in seinem Haus in Pöcking im Alter von 98 Jahren.

Ab 1916 war er Kronprinz von Österreich-Ungarn. Nach der Zerstörung der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges 1918 verzichtete Kaiser Karl auf seinen Anteil an den Regierungsgeschäften und die Familie zog sich nach Eckartsau im Marchfeld zurück. Auf Druck der republikanischen Regierung unter Karl Renner wurden im März 1919 die Habsburgergesetze verabschiedet, die die völlige Enteignung und den Landesverweis beinhalteten. Die kaiserliche Familie emigrierte daraufhin in die Schweiz. Nach zwei Restaurationsversuchen in Ungarn wurde Kaiser Karl auf die Insel Madeira verbannt, seine Familie folgte ihm. Am 1. April 1922 verstarb Kaiser Karl mit kaum 35 Jahren. Kaiser Karl wurde am 3. Oktober 2004 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Kaiserin Zita zog nach dem Tod des Kaisers mit ihren Kindern nach Lequeitio im Baskenland, später nach Steenockerzeel in Belgien, wo Erzherzog Otto seine Studien an der Universität von Löwen absolvierte. Im Rahmen der Forschungen für seine Doktorarbeit verbrachte Otto von Habsburg im Winter 1932/33 mehrere Monate in Berlin und beobachtete dort den Aufstieg des Nationalsozialismus. Ein Gesprächsangebot von Adolf Hitler aber lehnte er ab, da er sich nicht für den „Anschluß“ Österreichs instrumentalisieren lassen wollte. Ende Januar 1933 kehrte er nach Belgien zurück, von dort aus trat er offen gegen den Nationalsozialismus auf und leistete Widerstand gegen den „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich. Deshalb wurde er in Deutschland steckbrieflich verfolgt und in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Im Jahr 1939 reiste er zum ersten Mal in die USA und knüpfte dort enge Kontakte zu Präsident Roosevelt und der politischen Szene in Washington. Als die Deutschen Belgien und Frankreich überfielen, mußten die Habsburger endgültig in die USA fliehen. Während der Flucht half Otto von Habsburg noch zahlreichen NS-Verfolgten, zumeist Juden, bei der Flucht nach Übersee.

OvH Florida1942

Ein Bild aus dem Exil in den USA.

Während des Zweiten Weltkriegs wirkte er in den USA für die Wiederherstellung Österreichs, engagierte sich gegen die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland und den deutschen Ostgebieten sowie für die Selbstbestimmung Südtirols. 1944 kehrte er nach Europa zurück und wurde auf Drängen der sowjetischen Besatzer neuerlich aus Österreich ausgewiesen.

Seit 1951 war Erzherzog Otto verheiratet mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen (gestorben am 3. Februar 2010). Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Andrea, Monika, Michaela, Gabriela, Walburga, Karl und Georg.

HochzeitinNancygrooesFoto2

1951 heiratete Otto von Habsburg Regina, Prinzessin von Sachsen-Meiningen. Die Trauung fand in Nancy statt. Eine Einreise nach Österreich war damals durch die Republik Österreich verboten.

Seit 1954 lebten Otto und Regina von Habsburg in Pöcking in Oberbayern. Die Wiedereinreise nach Österreich wurde nach jahrelangem Rechtsstreit erst 1966 durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes möglich.

Dr. Otto von Habsburg veröffentlichte 37 Bücher in neun Sprachen zu Themen der Geschichte, der Gesellschafts- und Sozialpolitik, sowie insbesondere der Europapolitik. Daneben verfasste er zahllose Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsbeiträge.

Seit den dreißiger Jahren war Otto von Habsburg in engem Kontakt mit Richard Graf Coudenhove-Kalergi, dem Gründer der Paneuropa-Union und war seit 1957 deren Internationaler Vizepräsident. Nach dem Tod des Paneuropa-Gründers übernahm er dessen Willen entsprechend 1973 das Amt des Internationalen Präsidenten der Paneuropa-Union. Er baute die Organisation zu einer Massenbewegung für ein freies, christliches, soziales und einiges Europa aus und machte sie zum Fürsprecher der von kommunistischen Regimen unterdrückten Völker in Mittel- und Osteuropa. Er übte diese Funktion bis Dezember 2004 aus, danach war er Ehrenpräsident der Paneuropa-Union.

OvH-CoudenhoveAachen1

Nach dem Tod von Richard Coudenhove-Kalergi übernahm Otto von Habsburg 1973 die Führung der Paneuropa-Union. Das Bild zeigt die beiden herausragenden Paneuropa-Persönlichkeiten bei der Karlspreisverleihung 1959 in Aachen.

Mitglied des Europäischen Parlamentes wurde Dr. Otto von Habsburg mit der ersten Direktwahl am 10. Juni 1979. Dort war er bis Juli 1999 als Obmann der christdemokratischen EVP-Fraktion im außenpolitischen Ausschuß, als Präsident und Vizepräsident der Ungarn-Delegation sowie als Alterspräsident des Parlamentes tätig. Die Einrichtung eines leeren Stuhls für die unterdrückten Völker Europas, die Wiederentdeckung des Mitteleuropa-Begriffs, die Entwicklung einer gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik und die Öffnung für den Beitritt der Staaten Mittel- und Osteuropas zur Europäischen Union tragen seine Handschrift.

OvHDenkmalSopron

Otto von Habsburg vor dem von seiner Tochter Gabriela geschaffenen Denkmal zum „Paneuropäischen Picknick“.

Rom2000OvHRatzinger

Otto von Habsburg im Jahr 2000 mit Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI

Seit 1989 setzte er sich für den Aufbau der Paneuropa-Union in den Staaten jenseits des „Eisernen Vorhangs“ ein, arbeitete für die Unabhängigkeit der baltischen Staaten von Moskau und Kroatiens, Sloweniens, Bosnien-Herzegowinas und Mazedoniens von Belgrad. Am 19.August 1989 war Dr. Otto von Habsburg Schirmherr des „Paneuropäischen-Picknicks an der österreichisch-ungarischen Grenze, bei dem 661 Deutsche aus der „DDR““die erste große Massenflucht wagten.

Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Europäischen Parlament im Jahr 1999 setzte Dr. Otto von Habsburg seine politische Tätigkeit fort. Er war ein international gefragter Redner sowie Berater verschiedener mittel- und osteuropäischer Regierungen. Seine politischen Kommentare erschienen in verschiedensten Zeitungen europaweit.