Die Hoffnungen der Kosovaren auf die EU waren sehr groß. Vielfach sind sie enttäuscht worden. Noch immer wird den Bürgern des Kosovo die Reisefreiheit in Europa verwehrt. Ein Kommentar von Vjosa Çerkini, Argjir Dubova, Gentiana Krasniqi.
Heute ist Europatag! Der Kosovo begeht als einziges Land in Europa diesen Tag arbeitsfrei. Darüber hinaus trägt die Hymne des Staates Kosovo den Namen „Europa“, und auch die blaue Farbe der Flagge der Republik Kosovo ist mit der Europäischen Union verbunden. Der große Wunsch, Teil der großen Familie der Europäischen Union zu sein, gehört zu den größten Hoffnungen der Bürger des Kosovo. Seit Kriegsende hören wir von den Integrationsprozessen des Kosovo in die Europäischen Union und warten seit mehr als zehn Jahren auf die Visaliberalisierung.
Insgesamt haben wir 95 Kriterien erfüllt. Andere Länder des westlichen Balkan haben weniger erfüllt , und besitzen trotzdem schon seit Jahren die Reisefreiheit. Wodurch sind Bosnien-Herzegowina, Albanien, Nord-Mazedonien und Serbien höher privilegiert als der Kosovo, dass sich deren Bürger frei bewegen können?
Korruption, Vetternwirtschaft, sowie soziales, politisches Leben, Justizsystem und sozioökonomisches Leben ist in den einzelnen Ländern Südosteuropas (im EU-Jargon Westbalkan genannt) bis auf geringe Unterschiede vergleichbar mit den Zuständen im Kosovo.
Wir, die Bürger des Kosovo, fühlen uns seit mehr als zehn Jahren belogen und betrogen, nicht nur von unseren, sondern auch von den europäischen Politikern. Keines der großen kulturellen Zentren Europas wie Paris, Berlin, Wien, Rom und andere, können wir besuchen, obwohl wir geografisch in Europa leben. Uns ist es verwehrt, Verwandte in der Diaspora zu besuchen.
Dies hat nur einen Grund: weil wir im Kosovo geboren wurden, einem Staat, den sie aus verschiedenen Gründen so lange wie möglich ausgesperrt haben.
Welche Angst haben die Staaten der Europäischen Union, die sie dazu bringt, den Kosovo zu blockieren? Welches Konzept war damals für den Kosovo geplant, nach der Intervention von 1999 zur Befreiung des Kosovo von Serbien? Oder beurteilen Sie uns nach unserer Religionszugehörigkeit?
Zur Zeit des ehemaligen Jugoslawien konnten sich unsere Eltern ohne Probleme überall bewegen, aber heute im XXI Jahrhundert müssen wir in den Botschaften der EU-Länder Monate lang auf einen Termin warten, um ein Visum zu beantragen. Was wir nicht verstehen können, ist die ständige Unterstützung der Europäischen Union für Serbien, trotz der anhaltenden Provokationen seitens Serbien gegen den Kosovo.
Serbien blockiert Kosovo nach wie vor
Die Blockaden des Staates Kosovo durch Serbien werden bei jedem Schritt des Kosovo hin zu der Mitgliedschaft bei internationalen Organisationen, wie der Unesco, der Aufnahme in Interpol und anderen Institutionen deutlich. Außerdem reagieren die EU Beamten nicht auf die negativen Agitationen des Staates Serbien bei anderen Ländern, mit dem Ziel die Anerkennung des Kosovo durch diese zurückzuziehen.
Die einzige Aktion erfolgte von der unserer Regierung, nicht von der EU, durch die Einführung der 100 Prozent Steuer auf serbische und bosnische Produkte. Im Gegenteil, ein Großteil der Europäischen Union protestierte gegen diese wirksamen Maßnahme. Der Kosovo selbst hat Probleme, seine Waren zu exportieren, durch die Behinderungen einiger Nachbarstaaten. Dagegen erhebt sich aber kein Protest durch die EU! Wir wollen von der EU eine Antwort, warum der verurteilte Aggressor der Balkan-Kriege, Serbien, ständig unterstützt wird und nicht die Opfer?
In einer Szene der Filmreihe „Hunger Games“ sagt Präsident Snow Senenca Crane, dass „Hoffnung stärker als die Angst ist“. Das bedeutet, wenn die Menschen keine Hoffnung mehr haben, können die Dinge „Capitol“ sich verschlechtern und folglich verlieren die Führer an Glaubwürdigkeit .
Hoffnung ist stärker als Angst
Wenn die Kosovo-Albaner während des Krieges alles verloren hatten, so war doch die „Hoffnung“ stärker ist als „Angst“. Der Traum von einem besseren Leben hat die Bürger des Kosovo am Leben gehalten. Jedoch hat diese Hoffnung auf einen Weg zu einem normalen Leben seit dem Krieg in letzter Zeit viele Rückschläge erfahren. Das Vertrauen in die Institutionen des Kosovo war nie groß aufgrund der hohen Korruption. Die Menschen haben mehr Hoffnung in die EU-Institutionen im Kosovo gesetzt.
Jedoch ist dieses Vertrauen, vor allem in die Mission „Eulex“, im Kosovo gesunken, nach dem Bericht des Europäischen Rechnungshofes, der diese scharf kritisiert, wegen der hohen Kosten, nicht erreichten Verbesserungen, sondern im Gegenteil, internen Korruptionsvorfällen. Dieses Vertrauen und diese Hoffnung der Bürger des Kosovo auf eine Verbesserung ist nahezu erloschen, und so ist es heute nicht verwunderlich, dass eine große Anzahl unsere Bürger ins Ausland abgewandert ist oder in andere Länder auswandern möchte. Das ist ein Ausdruck der mittlerweile weit verbreiteten Hoffnungslosigkeit.
Für die Europäische Union wäre es ein Leichtes, das kleine Land Kosovo auf den gleichen Status zu heben wie die anderen Länder Südosteuropas und damit den kosovarischen Bürgern die Hoffnung und damit auch ihre Selbstachtung zurückzugeben.
Copyright Beitragsbild: Bardha Gogoa
Zu den Autorinnen: Vjosa Çerkini, Journalistin und Initiatorin PoE Kosovo
Argjir Dubova, Spezialist für Risiko-Management und Initiator PoE Kosovo
Gentiana Krasniqi, stv. Bundesvorsitzende Paneuropa-Jugend Deutschland