Dreifaltigkeit

In Österreich wurde die heilige Dreifaltigkeit durch die politische Dreifaltigkeit aus Neutralität, Anti-Gen und Anti-Atom ersetzt. Von Rainhard Kloucek

Einst war Österreich ein katholisches Land. Wenn jemand von der Dreifaltigkeit sprach, dann war damit die heilige Dreifaltigkeit, also die Einheit aus Gott Vater, Gott Sohn und dem Heiligen Geist gemeint. Auch Politiker wussten einst, was damit gemeint ist.

Doch der katholische Glaube ist stark verdunstet, aus der heiligen Dreifaltigkeit wurde die Ersatzreligion der politischen Dreifaltigkeit. Die besteht aus den Ersatzgöttern Neutralität, Anti-Gen und Anti-Atom. Wer einen dieser Glaubensgrundsätze der österreichischen Staatsreligion in Frage stellt, muss mit politischer Exkommunikation rechnen.

Es war also nur logisch, dass es in der innenpolitischen Szene zu einem Aufschrei in allen relevanten Parteien kommen musste, als die EU-Kommission zum Jahreswechsel ein Papier veröffentlichte, in dem Atomkraft als Beitrag zur Erreichung der sogenannten Klimaziele genannt wurde. In Österreich hat man sich in der Atomfrage derart in eine Antihaltung einbetoniert, dass man sämtliche Fakten ignoriert. Selbstverständlich kommt auch in Österreich Atomstrom zum Einsatz, er wird halt über den europäischen Stromverbund importiert. Wenn die Ziele der Elektromobilität tatsächlich erreicht werden sollen, dann wird man wohl noch mehr Atomstrom brauchen. Denn Wind und Sonne können keine zuverlässige Versorgung der Elektroautos etc. garantieren.

Im Rest der Welt (vielleicht mit Ausnahme Deutschlands) setzt man weiterhin auf Atomkraft. Praktisch alle Industrieländer, die wissen, dass man Energie braucht, bauen Atomkraft aus und arbeiten an neuen und besseren Kernkraftwerken. China ist offenbar bereits dabei, die Kernfusion zur Serienreife zu bringen.

Die EU-Kommission hat offenbar erkannt (wohl auch durch Druck mancher Mitgliedsländer), dass Forschergeist intelligenter ist als die ideologische Festschreibung von Glaubensgrundsätzen. Das wird in der politischen Landschaft Österreichs keinen Gesinnungswandel herbeiführen. Denn wer es wagt, auf den wartet der Scheiterhaufen.

Wen wundert es, dass sich bei soviel Wissenschaftsverweigerung die Leute massenhaft vor einer Impfung fürchten.

c Beitragsbild: Europäische Union 2020 Xavier Lejeune