Für den freien Bürger gilt besonders jetzt der Grundsatz: lesen, denken, hinterfragen, eigene Meinung bilden, geistig frei sein und sich nicht verblenden lassen. Ein Kommentar von Dieter M. Grohmann.
Für die des Englischen Mächtigen mag dies verwirrend sein. Stellt man vor das Wort news das Wort fake, ahnt man vielleicht worauf ich hinaus will. Manche Worte haben eine schlechte Reputation. Nicht jeder Kompromiss ist automatisch faul, nur weil sich dieses Wortpaar schleichend ganz tief in unseren Wortschatz eingenistet hat. Genauso ist das grundsätzlich mit (fake) news und (guten/schlechten) Nachrichten.
Vom Schreibtisch eines Drehbuchautors: Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen einer Dokumentation (eventuell zur Veranschaulichung noch angereichert mit Spielszenen) und einem (fiktiven) Spielfilm. Fiktiv schattiert sich wiederum in ‚frei erfunden‘, von ‚realen Ereignissen inspiriert‘, ‚nach wahren Begebenheiten‘ und ‚wahre Geschichte‘.
Im Journalismus unterscheidet man zwischen Nachricht und Meinung sowie Werbung/bezahlte Anzeige. Dies gilt es genauestens zu kennzeichnen.
Soweit so gut.
Und schon sind wir der Wurzel allen Übels einen Schritt näher. Welche Quelle hat nun die in Frage stehende Nachricht? Und wie bei den meisten Themen der letzten Zeit – seien es Migranten/Flüchtlinge, Frau Greta „Klimawandel“ Thunberg, Dieselskandal/Elektromobilität, Corvid-19, Finanzkrise, Impfgegner, Veganismus oder wie immer man die Sau nennt, die aktuell durch das (globale) Dorf getrieben wird – geht es NICHT um den Wahrheitsgehalt der Nachricht bzw. der Glaubwürdigkeit der Umstände oder Quelle. Es geht darum, ob die Quelle, der Ursprung der Information uns bzw. den Entscheidungshoheiten genehm ist. Der Hofnarr mag zwar vielleicht die Wahrheit sagen, aber wir verlachen ihn, denn er ist ja nur ein Narr. Die Ideologie (der Nachrichtenreporter oder anderer meist selbst ernannten Eliten) entscheidet, ob etwas gesagt, geschrieben oder auch nur gedacht werden darf. Man möchte ja nicht Applaus von der falschen Seite bekommen. Wahres muss daher unterdrückt oder ganz verschwiegen werden, um unleidige Effekte abzuhalten. So hofft man sich darüber hinwegzuretten, dass die meisten Themen nach ein bis zwei Wochen schon wieder hinfällig sind. Ist das nicht so und beginnt die „Leiche der Wahrheit“ zu stinken, wird argumentativ herumgeeiert und alle (un-) möglichen Verschwörungstheorien und Verdunkelungsversuche sowie Ablenkungstaktiken angewendet.
Interessanterweise wird dies meist nicht von übergeordneter Stelle verfolgt, sondern von Überzeugungstätern der sogenannten Zivilgesellschaft, die oft nicht einmal eine (formale) Anbindung an die eine oder andere Partei haben: gewissermaßen private „Moral“-Hüter im eigenen höheren Auftrag, willfährige Erfüllungsgehilfen von verdeckten Interessen. (War dies nicht auch so in den 1930er Jahren – mit dem „völkischen“ Bewusstsein eines ganzen Landes? Die Welt ist zwar komplexer geworden, aber Ansätze sind frappant ähnlich.)
Eine Gesellschaft, in der die Hauptquellen der Info weitgehend Hörensagen bzw. deren elektronische Form (Facebook etc.) ist, ist es halt so, dass wir in Reizüberflutung leben und doch nichts wissen. Was für ein leichtes Spiel für Meinungskidnapper? Und doch irgendwie ahnen viele, was für ein übles Spiel da betrieben wird.
Und aus dieser Mischung aus keiner Bildung, fehlendem Menschenverstand und ideologischem Propaganda-Bombardement erwächst das Gefühl, dass was immer da aus den Kanälen kommt, ohnehin keine Bedeutung hat. Das ist eigentlich auch ok so, außer es handelt sich um einen (trans-) nationalen Notfall wie z.B. eine Pandemie. Das nimmt man nicht auf die leichte Schulter! Das Wort der Experten ist tunlichst einzuhalten. Dies ist nicht die Zeit für allenfalls tödliche Experimente.
Aber Achtung: falls nach der Epidemie im Normalzustand die mehr oder weniger drastischen Einschränkungen nicht wieder zurückgenommen werden, ist dies der Grundstein für künftige Probleme. Wenn in Zeiten einer grassierenden Seuche zum Beispiel Bargeldzahlungen reduziert oder gar abgeschafft werden, ist dies nachvollziehbar. Falls danach von staatlicher Seite unter mehr oder weniger fadenscheinigen Argumenten (z.B. Verhinderung von Terrorfinanzierung) Bargeld nicht wieder zugelassen wird, wird die Vermutung, dass alles nur ein Manöver war, um bürgerliche Freiheiten zu Gunsten der totalen Überwachung abzuschaffen, kaum weg zu argumentieren zu sein. Widerstand wird sich dann organisiert formieren und nicht wie im Frühjahr 2020 aus Dummheit einfach passieren.
Was gilt es also als – noch freier – Bürger zu tun? Lesen, denken, hinterfragen, eigene Meinung bilden, geistig frei sein und sich nicht verblenden lassen. Nicht leicht, aber die einzige Chance für das wieder Erstehen oder Bestehen einer freien, aufgeklärten Gesellschaft. Merke: wer, um Sicherheit zu erhalten seine Freiheit aufgibt, wird beide verlieren. Aber weder Schnappatmung noch Panik hilft, sondern rationale Vernunft und entschlossenes angepasstes Handeln.
Mag. Dieter Michael Grohmann ist Jurist, Filmemacher und Medienkünstler. Seit 2006 ist er Direktor für Sector Policy and Media des EU-Handwerksverbands SMEunited. Parallel produzierte er seit 2010 eine Vielzahl von Kurzspiel- und Dokumentarfilmen. 2017 wurde „Das Stundenglas“ beim W.I.N.D. International Film Festival in Hollywood prämiert, 2018 erhielt sein Film „A Walk in the Park“ den Genre Award „Horror“ des Austrian Filmfestivals. 2019 wurde er mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Als Intendant der Studios Toison d’Or in Brüssel fungiert er auch als Produzent der Reihe „Paneuropa. Der Podcast.“
Gastkommentare formulieren die Ansicht des jeweiligen Autors. Sie müssen nicht notwendigerweise Positionen der Paneuropabewegung Österreich widerspiegeln.