Trotz zögerlicher westlicher Hilfe hält die Ukraine dem russischen Terror stand. Am Ende wird sie als Sieger dastehen. Von Rainhard Kloucek

Gelegentlich darf man den Eindruck haben, die Aussagen vieler europäischer Politiker am 24. Februar 2022 (Beginn der russischen Vernichtungsinvasion gegen die Ukraine), man werde die Ukraine bei ihrem Freiheitskampf bis zum Ende unterstützen, beruhten auf der Annahme, der Tyrann (aber Freund vieler westlicher Politiker) aus Moskau werde den Krieg spätestens in einer Woche mit einem klaren Sieg beendet haben. Dann wäre man zur Tagesordnung übergegangen.

Die Ukrainer haben da nicht mitgespielt. Obwohl der Westen nur zögerlich Hilfe geschickt hat, und davon nach wie vor viel zu wenig, haben die Ukrainer bewiesen, was ein Freiheitskampf bedeutet. Sie haben Kyiv verteidigt, sie haben die Russen wieder aus Teilen des Landes vertrieben, sie haben ohne Marine die russische Schwarzmeerflotte in die russischen Häfen zurückgetrieben und viele Schiffe versenkt. Sie haben Flugzeuge abgeschossen, und schränken nach wie vor die Operationsbasis der russischen Luftwaffe ein. Sie haben immer wieder weit ins russische Gebiet hinein Präzisionsangriffe vorgetragen, mit denen kriegswichtige Infrastruktur beschädigt oder zerstört wurde.

Gewiss, sie mussten auf dem Boden einige weitere Gebiete an die russische Terrorarmee abgeben. Russland hat dafür einen hohen Preis an Soldaten und Ausrüstung bezahlt.

Geschafft haben das die Ukrainer mit Mut und Innovation. Während man in der EU noch über die Rüstungsindustrie diskutiert, schafft die Ukraine Fakten. Der Westen muss die Ukraine weiter unterstützen, tut er das nämlich nicht, so übernimmt Putin Europa. Das will nicht einmal Orban. Damit ist aber klar, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen wird, auch wenn er noch einige Jahre dauern wird.

Die Ukraine wird dann ein Land sein, das enorme Investitionen anzieht, um den Wiederaufbau zu schaffen. Sie wird eine Armee haben, deren Können auf der ganzen Welt gefragt ist, und dazu eine funktionierende, innovative, und nicht durch Bürokratie gehemmte Rüstungsindustrie.

Wer heute noch nicht auf Seite der Ukraine steht, weil er oder sie nicht für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit etc. steht, sollte sich aus Opportunismus auf ihre Seite schlagen. Denn die Ukrainer werden sich merken, wer sie unterstützt.