Eine „Hapsburg Group“ hat Lobby-Arbeit für den geflohenen Ukraine-Präsidenten Janukowich gemacht. Bekannt wurde die Geschichte im Zuge der Ermittlungen zu Russland-Kontakten im Team von US-Präsident Donald Trump. Der österreichische Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer soll involviert sein. Und in Österreich gibt es eine anonyme Anzeige wegen des Impressums meiner Homepage. Ein Kommentar von Karl von Habsburg.
Die besten Satiren schreibt das Leben. Sie können gar nicht erfunden werden. Eine solche Satire ist die anonyme Anzeige gegen mich, weil ich meine Homepage nicht nur karlvonhabsburg.at nenne, sondern noch dazu im Impressum den Namen Karl von Habsburg verwende. Ein Verstoß gegen das Adelsaufhebungsgesetz von 1919. Die Domain heißt www.karlvonhabsburg.at www steht für das world wide web, also das weltweite Netz. Im 21. Jahrhundert, im Jahr 2018, 99 Jahre nach 1919, soll ein 99 Jahre altes Gesetz der Republik Österreich für das world wide web gelten, von dem vor 99 Jahren wohl noch niemand zu träumen gewagt hat. Schon aufgrund meiner Familiengeschichte liegt mir nichts ferner als die Bedeutung Österreichs schmälern zu wollen. Warum aber ein 99 Jahre altes Gesetz, das aus den Wirren der Republiksgründung vielleicht erklärbar ist, heute für das weltweite Internet gelten soll, kann wohl nicht einmal der anonyme Anzeiger (oder die anonyme Anzeigerin) begründen.
Vor einigen Tagen ist in Österreich das neue Bundesministeriengesetz in Kraft getreten, mit dem ein „Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort“ geschaffen wurde. Aber ein weltweit bekannter Name im Impressum einer Internetseite soll ein Gesetzesverstoß sein. Der Stoff fürs politische Kabarett dürfte nicht ausgehen.
Eine zweite Geschichte brachten die Untersuchungen über die Russland-Verbindungen im Team des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu Tage. Demnach hat der Wahlkampfmanager von Trump, Paul Manafort, eine Gruppe finanziert, die Lobbying für die Ukraine gemacht hat. Nun ist der Einsatz für die Ukraine grundsätzlich nichts Schlechtes, im Gegenteil. Die Ukraine ist ein europäisches Land, in dem vor mittlerweile mehr als fünf Jahren die Revolution der Würde einer Rückkehr unter die Bevormundung durch Moskau einen Riegel vorgeschoben hat. Dafür haben mehr als 100 Menschen ihr Leben gelassen. Als Himmlische Hundertschaft wird ihnen ein Andenken für ihren Einsatz für Europa bewahrt. Und vor wenigen Tagen wurde auf meinen Antrag hin dieser Himmlischen Hundertschaft der „Europapreis Coudenhove-Kalergi“ zuerkannt.
Allerdings hat die Gruppe, die nach den US-Untersuchungen über Manafort finanziert wurde, Lobbying für jenen Präsidenten gemacht, der die Rückkehr unter russische Vormundschaft zu verantworten hatte. Viktor Janukowich, ein alter Kommunist, der sich dann nach Russland abgesetzt hat, diversen Berichten zufolge mit Kisten voller Geld. Immer wieder taucht in Berichten über diese Gruppe der Name des früheren österreichischen Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer auf.
Nun wäre es nicht das erste Mal, dass Ex-Politiker im Bereich Lobbying tätig werden. Neben Gusenbauer wird auch der Name des früheren EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi genannt. Der Witz an der Geschichte ist, dass sich die Gruppe „Hapsburg Group“ nannte.
Es ist bekannt, dass es in der englischen Sprache eine sich hartnäckig haltende falsche Schreibweise meines Namens gibt. Wenn eine Gruppe, die für einen alten Kommunisten Lobbying macht, sich den Namen „Hapsburg“ zulegt, dann fällt das schon unter brutale Desinformation durch Missbrauch eines Namens.
Andererseits muss ich aber diese Namensgebung schon fast wieder als Kompliment auffassen. Unbestreitbar ist der Name Habsburg sehr positiv mit der Ukraine verbunden, und auch umgekehrt. Da ist das historische Element der jüngeren Geschichte der Ukraine nach dem Ersten Weltkrieg. Da ist der in der Ukraine doch sehr bekannte Erzherzog Wilhelm, der sich sehr für das Land eingesetzt hat und dafür von der Sowjetunion verschleppt und zu Tode gebracht wurde. Dass ich mich selbst in und für die Ukraine engagiere – unter anderem mit dem Radiosender Radio Kraina – ist ebenfalls bekannt. Für Kommunisten – und das wird auch in Zukunft so bleiben – allerdings hat sich bisher kein Habsburg engagiert. Das fällt eher in die Zuständigkeit von „lupenreinen Demokraten“.
Der Artikel erschien ursprünglich auf der Seite von Karl von Habsburg.