Warum die Völker am Balkan in die EU sollen!

Es werden viele Argumente und Gründe vorgebracht, wieso die Staaten Südosteuropas in die Europäische Union aufgenommen werden müssen. Alle sind richtig, doch über den wichtigsten wird kaum gesprochen. Ein Kommentar von Stefan Haböck, Internationaler Referent der Paneuropa Bewegung Österreich.

Die Sicherheit

Aus sicherheitspolitischen Überlegungen, müssen die Staaten Südosteuropas (des Westbalkans) in die EU eingebunden werden. Sonst werden dort andere, außereuropäische Mächte zu stark. Westbalkan, das ist der technokratische Begriff für die Staaten Südosteuropas die noch nicht Mitglied der EU sind. Also Serbien, Montenegro, Albanien, Kosovo, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina. Und sicherheitspolitische Überlegungen sind immanent wichtig. Wenn auch dieser Aspekt in der EU-Politik vieler Mitgliedsstaaten viel zu wenig vorkommt und nationale Interessen immer noch gesamteuropäische Interessen überlagern.

Die Wirtschaft

Die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Staaten hängt auch vom Zugang zum gemeinsamen europäischen Markt ab. Auch oft gehört – und wiederum richtig. Nur eine starke, breit aufgestellte Wirtschaft kann die Gesellschaften am Balkan zu Wohlstand führen.

Die Reformen

Die Perspektive eines EU-Beitritts zwingt die jeweiligen Regierungen zu Reformen. Eine Aussage, die man allzu gern unterstreichen möchte. Aber ja, ein gewisser Druck kann hier ausgeübt werden, und wenn man sich zahlreiche Fortschritte in den Staaten ansieht, dann ist das ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Vorteil des etwaigen Beitrittes zur EU.

Die globalen Kräfte und ihr Einfluss auf Europa

Und schließlich die außereuropäischen Kräfte, die so gar nicht gern zusehen, wie ihre vermeintlichen Ansprüche Schritt für Schritt zurückgedrängt werden und die Einigung Europas voranschreitet. Einschub: Solche Ansprüche können natürlich nicht existieren, da nur eine krude Weltsicht annehmen kann, jemand hätte einen natürlichen Anspruch auf Ausübung von Macht in einem anderen Gebiet.

Faktum ist aber, dass Russland ein spezielles Verhältnis zu Serbien und der Republik Srpska pflegt, nachdem man in Montenegro schon ausgebootet wurde. Die Türkei versucht indessen im Kosovo und dem albanischen Teil Mazedoniens ihre Vorstellung von Islam umzusetzen. Was bisher am Widerstand der religiös toleranten Bevölkerung scheiterte. Nicht zu vergessen auch der starke Einfluss der USA auch auf den Kosovo. Wobei man hier betonen muss, dass die Dankbarkeit der Albaner dadurch erklärbar ist, dass die USA sie vor dem Völkermord durch Diktator Milosevic bewahrt haben – als Europa in Starre verharrte. Dass Saudi-Arabien viele Grundstücke in Bosnien-Herzegowina aufkauft, trägt sicherlich auch nicht zur Stabilisierung der dortigen Situation bei. Von den steigenden chinesischen Investitionen – verbunden mit deftiger Verschuldung der jeweiligen Staaten bei der kommunistischen Autokratie, ganz zu schweigen.

Alle diese vorgebrachten Fakten und Argumente sind richtig und in sich schlüssig. Daher auch nicht zu vernachlässigen bei den Bemühungen, die Staaten Südosteuropas in die EU zu holen.

Balkan ist Europa

Der wichtigste Grund wird jedoch viel zu wenig beachtet. Zu sehr kreisen die Gedanken um pragmatische und realpolitische Fragestellungen. Doch gerade wir Paneuropäer müssen viel stärker betonen, was den Ausgangspunkt jener Bemühungen um den Balkan darstellt.

Am Belgrader Zentralfriedhof legten Karl von Habsburg und sein Bruder Georg im Jahr 2014, gemeinsam mit dem Consul Primus des Ordo Equestris Vini Europae Alfred Tombor Tintera, einen Kranz nieder: Für alle gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg.

Nämlich schlicht und ergreifend die Tatsache, dass diese Region Europa ist. Dass diese Menschen Europäer sind. Der Balkan war und ist nicht nur geographisch „in Europa“, sondern ist ein fundamentaler Bestandteil des Erbes, der Geschichte, der Tradition, Kultur und Politik Europas. Es würde zu lange dauern, alle bedeutenden Ereignisse und Stätten aufzuzählen, die maßgeblich zur Entwicklung in Europa beitragen. Schon allein die antiken Funde in Ulpiana nahe Prishtina oder das mazedonische Ohrid , genannt Jerusalem des Balkans mit seinen 365 Kirchen, sind Beweis genug.

Paneuropa ist ganz Europa

Unser Motto lautet seit fast 100 Jahren: Paneuropa ist ganz Europa. Das ist ein klarer Auftrag, die Völker des Balkans, sofern sie das für sich selber wollen, nach allen Kräften auf ihrem Weg in die EU zu unterstützen. Denn diese Völker waren immer, sind und werden immer eines sein: Europäer!

Beitragsbild: Ulpiana_Basilika – „Die Basilika aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. im kosovarischen Ulpiana“
By Arben Llapashtica – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51947465

Ohridsee –  Foto: Paneuropa | Haböck

Belgrad_Habsburg – Foto: Dejan Stefanovic | April 2014